Die 2. Deutsche Nordpolarfahrt von 1869

Der am 18. April 1822 in Bleicherode (Harz) geborene deutsche Kartograph und Geograph August Petermann publizierte seit 1852 immer wieder Aufsätze und Theorien zur Geographie der Arktis. Dabei setzte er sich stark für die wissenschaftliche Erkundung der nördlichen Polarregion ein. Er hob hierbei stets hervor, dass der Nordpol seiner Meinung nach mit Schiffen erreichbar wäre, wenn man dem Küstenverlauf Ostgrönlands Richtug Norden folgen würde.

Bis dahin war Deutschland bei der Erforschung sowohl von Arktis als auch Antarktis kaum in Erscheinung getreten. Insofern fielen die Forderungen August Petermanns nach einer Nordpolarexpedition in Deutschland auf fruchtbaren Boden. Mangels finanzieller Mittel kam zunächst aber nur eine von Petermann „Rekognoscirungsfahrt“ genannte Vorexpedition zustande (1. deutsche Nordpolarfahrt, 1868). Leiter dieser Expedition wurde Karl Koldewey.

Koldeweys Reise wurde allerdings von diversen Problemen überschattet. Die Ergebnisse dieser Expedition fielen geringer als erhofft aus. Gleichwohl sorgte die 1. deutsche Nordpolarfahrt besonders in den deutschen Hansestädten für eine positive Einstellung gegenüber künftigen Polarfahrten. Umgehend machte sich August Petermann daher daran, Pläne für eine weitere Expedition auszuarbeiten.

Petermann skizzierte die Ziele der Reise wie folgt: „Die Expedition besteht aus einem neu zu erbauenden Schraubendampfer und aus der Segeljacht Grönland, dem Schiffe der Pionierfahrt von 1868. Zweck und Ziel derselben ist Entdeckung und Erforschung der arktischen Centralregion vom 74.° nördl. Br. an auf der Basis der ostgrönländischen Küste. Die Grönland fungiert als Begleit- und Transportschiff, und soll im Herbste dieses Jahres zurückkehren. Die Rückkehr des Hauptschiffes würde nach einer beabsichtigten Ueberwinterung im Spätherbst 1870 erfolgen. Neben nautischen wird die Expedition wissenschaftliche Zwecke verfolgen. Dieselbe wird unter den Befehl des Kapitäns Karl Koldewey gestellt...“

Statt der „Grönland“ trat die Brigg „Hansa“ nebst dem neu erbauten Schraubendampfer „Germania“ die Reise am 15. Juni 1869 von Bremerhaven aus gen Norden an (Bild oben). 27 Besatzungsmitglieder inklusive sechs „Gelehrten“ befanden sich an Bord.

Unter dem Kommando Karl Koldeweys versuchten die Männer fast ein Jahr lang, entlang der grönländischen Ostküste nach Norden vorzudringen. Sie kämpften gegen Schneestürme und Kälte, Schneeblindheit, Hunger, Durst – und ihre Angst: Als die Schiffe im Nebel getrennt wurden und das Packeis die „Hansa“ sinken ließ, retteten sich die Schiffbrüchigen aufs Eis. Ein monatelanger Überlebenskampf stand ihnen bevor.